Wie kommt ein Pferd gut durch den Haarwechsel im Frühjahr und Herbst
Kennt ihr das auch?
Ihr seht die Winterwolle eures Plüschtiers und euch graut vor dem nächsten Frühjahr, wo ihr wochenlang ÜBERALL Haare findet (von A wie Auto, über B wie Butter hin zu Z wie Zunge 🙄 ) oder eurer liebes Ross fängt mitten im schönsten August an, Haare zu verlieren, um dann im September / Oktober bei sommerlichen Temperaturen mit dem für diese Temperaturen schon viel zu dichten Fell zu kämpfen?
Die Dichte und Länge des Winterfells ist sehr individuell und unterschiedlich ausgeprägt:
manche Typen, insbesondere Hengste der iberischen und Warmblutrassen, bekommen kaum Winterfell, während andere Pferde, die irgendwo, auch weit hinten im Stammbaum, Nordpferderassen haben, dazu gehören auch viele unsere Warmblüter, mit einem richtigen Bärenpelz aufwarten können.
Ganz zu schweigen von Isländern, Tinkern, Norwegern und Co…
Ausgelöst und gesteuert wird der Haarwechsel im Herbst und Frühjahr übrigens durch die Veränderung der Tageslichtdauer.
Die Felldichte verändert sich aber auch in geringerem Umfang während des Jahres, wenn die Temperaturen stark schwanken.
Der Haarwechsel ist besonders für Pferde mit einem sehr dichten und / oder langen Winterfell ein Kraftakt für den Körper:
der Körper muss die im Frühjahr und Herbst häufig für das dicke Fell zu hohen und auch stark schwankenden Umgebungstemperaturen ausgleichen.
Dies kann ganz gewaltig auf den Kreislauf gehen, besonders bei älteren Pferden, die häufig eine altersbedingte Herz-Kreislaufschwäche aufweisen.
Aber insbesondere der gewaltige Aufwand, den der Körper betreibt, um diese Masse von Haaren zweimal im Jahr auszuwechseln, bedeutet Hochleistungsarbeit, was das Immunsystem stark unter Druck setzt, denn die nachwachsende Masse von Haaren muss „gefüttert“ werden, damit sie wachsen kann.
Besonders belastend ist der Fellwechsel für ältere Pferden. für Pferde, die nährstoffmässig unterversorgt sind, für Pferde mit bestehenden Stoffwechselproblemen (Leber, Niere, Hufrehe, PSSM, Sommerekzemer) oder chronisch erkrankte Pferde, Pferde, die gerade eine Krankheit überstanden haben, für Sport- und Zuchtpferde, für Fohlen und Jungpferde.
Diese zusätzliche Arbeit, die der Körper mit dem Fellwechsel erbringen muss, kann das Immunsystem an seine Leistungsgrenzen bringen.
Bei zusätzlich auftretenden Belastungen des Körper durch Krankheitserreger oder Stress, kann das Immunsystem dann schwächeln, was sich durch schlecht heilende Verletzungen oder die vermehrte Anfälligkeit für Infektionen jeder Art, zum Beispiel Husten, Phlegmone, Pilz, Mauke äußern kann.Â
Außerdem besteht die Gefahr bei einer bestehenden Mangelversorgung, dass das neue Fell nicht optimal angelegt werden kann und zu dünn bleibt: die Pferde frieren leichter.
Da das Keratin des Haares ebenso wie die Muskelfasern aus Proteinen bestehen, verlieren die Pferde bei einem Proteinmangel während der Anlage des Fells häufig Muskelsubstanz, weil die Aminosäuren für den Fellaufbau benötigt werden.
Wie könnt ihr euer Pferd optimal durch den Fellwechsel begleiten?
- Rücksicht nehmen:Â
Wenn ihr merkt, dass eurer Pferd mit dem Haarwechsel und den zu warmen Temperaturen nicht gut zurecht kommt, dann besser einen Gang runterschalten 🙂 .
Anzeichen können sein:
Mattigkeit, Verdauungsprobleme, angelaufene Beine, vermehrtes Schwitzen, Schwanken,Â
erhöhte Atemtätigkeit, verminderter Appetit, Muskelverspannungen. - Den Kreislauf unterstützen
vor dem Ritt langsam von unten nach oben das Pferd abspritzen – Beine, Brust, Hals – und das dichte Fell nass machen:
hat einen unmittelbaren KühleffektWeißdornpräparate (mit dem Tierarzt absprechen) können die Herz- und Kreislauffunktion  bei belastenden Wetterlagen unterstützen, insbesondere angezeigt bei älteren Pferden.
- Massage
Durch tägliches kräftiges, massageartiges Striegeln den Fellwechsel mit unterstützen.
Die losen Haare jucken, außerdem wird durch die Massagewirkung die Durchblutung und die Stoffwechelaktivität der Haut angeregt.
Dies erleichtert die Neubildung der Haare. - Angepasste Ernährung
Im Fellwechsel ist der Energiebedarf der Pferde erhöht und sie fressen mehr.Um den Körper mit den nötigen Baustoffen für die Haarbildung zu versorgen, sollte im Fellwechsel im Herbst und Frühjahr die Proteinzufuhr im Futter, angepasst an den Bedarf, erhöht werden, was beispielsweise, sofern er vertragen wird, durch Hafer geschehen kann oder durch Pferdehanf oder andere eiweißhaltige Futtermittel.
Bei Pferden mit gravierenden Stoffwechselproblemen bitte nur in enger Abstimmung mit dem Tierarzt!Außerdem sollte ein gutes, ausgewogenes Mineralfutter mit einem hohen Zink- und Magnesiumanteil gegeben werden.
Diese beiden Mineralstoffe unterstutzen Haut- und Haarbildung optimal.Im Haarwechsel haben sich außerdem die Gabe von Bierhefe (hoher Vitamin B-Anteil) und qualitativ hochwertige, kaltgepresste Öle zum Beispiel Leinöl bewährt.
- Scheren:
Robustpferderassen, wie Tinker, Isländer und Shetties und auch andere Pferde mit sehr dichtem Winterfell sowie alte Pferde mit verzögertem Haarwechsel freuen sich über eine Strichschur (Brust und Rallye-Streifen etwa eine Handbreit an den Flanken entlang freischeren).
Die Pferde fühlen sich wohler, der Kreislauf wird weniger belastet, sie sind leistungsfähiger und werden im Winter schneller trocken, was Erkältungen vorbeugt.
In der Regel brauchen Pferde mit einer Strichschur in unseren Breitengraden auch bei Offenstallhaltung nicht eingedeckt werden, was natürlich nach Einzelfall entschieden werden muss.
Eine sehr gut bewertete, selbst ausprobierte und für gut befundene und relativ preisgünstige Schermaschine (da kann man RICHTIG Geld ausgeben für, Mann oh Mann) unten:
Wie kommen eure Pferde durch den Haarwechsel?
Was habt ihr für Tipps?
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Bilder: Tinker flickr/Sascilla, Isländer Flickr/Mc Farlane
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