Symptome für Schlafmangel *) bei Pferden
*) diese Symptome können natürlich genauso gut andere Ursachen haben, deshalb bitte im Zweifel Ihren Tierarzt um Rat fragen.
- stumpfes Fell
- häufiges Gähnen
- nach innen gekehrter Blick
- Abgeschlagenheit
- Leistungsabfall
- Immunschwäche
- verminderte Aufmerksamkeit und daraus resultierend Aufschrecken und Scheuen
- Verhaltensauffälligkeiten
- Gleichgewichtsstörungen / „Pseudo-Narkolepsie“
- stress-induzierte Insulin-Resistenz:
HIER gibt es Informationen über den Regelmechanismus im Körper (unten auf der Seite) - verminderte Lebensdauer?
Wenn Ihr Pferd mehrere Symptome aus der Liste oben aufweist, schläft es vielleicht zu wenig oder schlecht, denn Pferde brauchen, genauso wie wir Menschen ausreichenden und qualitativ guten Schlaf, um gesund zu bleiben.
Wie schlafen Pferde?
Dr. Anna-Caroline Wöhr, Fachtierarztin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Doktorand Kai-Uwe Güntner und ihr Forscherteam haben mit Hilfe eines „Schlaflabors“ für Pferde Erkenntnisse zum Schlafverhalten von Pferden gewinnen können und zwar mit Hilfe eines mobilen Schlafaufzeichnungsgeräts der  Firma Somnomedics.Â
Pferde schlafen in Etappen
Sich wie wir Menschen 8 Stunden pro Tag hinzulegen wäre für das Fluchttier Pferd in seiner natürlichen Umgebung lebensgefährlich, deshalb haben Pferde einen sogenannten polyphasischen Schlafrhythmus.
Das heißt, sie schlafen während 24 Stunden mehrmals in kürzeren Etappen, die immer von Wachphasen unterbrochen werden.
Wie lange schläft ein Pferd am Tag insgesamt?
Bis 7 bis 9 Stunden am Tag verbringt ein Pferd mit Dösen und Schlafen.
Die durchschnittliche Ruhephase dauert in der Regel jedoch nicht länger als 20 Minuten.
Rund 80 Prozent der Ruhephase döst das Pferd im Stehen.Â
Auf die Nacht entfallen davon etwa 4 Stunden, unterbrochen von Wachzeiten.
3 bis 4 Schlafzyklen durchläuft das Pferd in der Nacht.
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Die Schlafzyklen von Pferden
Die Untersuchungen ergaben, dass die Schlafstadien der Pferde vergleichbar mit denen des Menschen sind.
Jedoch verfallen Pferde nicht treppenförmig in einen langen Tiefschlaf, sondern sie durchlaufen mehrere Schlafzyklen in 24 Stunden, in denen sie die Schlafstadien vom Einschlafen bis zum Tiefschlaf immer wieder durchlaufen.
Wachzustand:
Messdaten:
- EEG (Elektroenzephalogramm; Wikipedia LINK) / Hirnströme :
Alpha- und Betawellen 8-12 Hz und 12-32 Hz - EOG (Elektrookulogramm; Wiki LINK)/ Augenbewegung:
rasch und klein, beim Übergang zum Schlaf langsamer werdend - EMG (Elektromyogramm; Wiki LINK)/Muskeltonus:
wechselnder Tonus zwischen An- und Abspannung, hohe Amplitude (Kurvenausschlag)
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Stadium I:Â Einschlafphase
Messdaten:
- EEG / Hirnströme:
Thetawellen 4-8 Hz - EOG /Â Augenbewegung:
langsam, rollend - EMG /Muskeltonus:
wechselnder Tonus, hohe Amplitude
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Non-REM (Rapid-Eye-Movement)-Phasen
Stadium II: leichter Schlaf (Dösen)
Messdaten:
- EEG / Hirnströme:
wie Stadium I, aber mit „Schlafspindeln“ (11,5-15 Hz von 0,5-3 sec) und K-Komplexen (vereinzelte, langsame Kurve von 1-2 Hz mit hoher Amplitude) - EOG / Augenbewegung:
keine - EMG /Muskeltonus:
wechselnder Tonus, abnehmende Amplitude
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Stadium III:Â Tiefschlaf
Messdaten:
- EEG / Hirnströme:
30-50 % Deltawellen max. 3 Hz - EOG /Â Augenbewegung:
keine - EMG /Muskeltonus:
wechselnder Tonus, sehr niedrige Amplitude
Pferde können im Stehen oder im Liegen dösen oder schlafen.
Sie verbringen den größten Teil ihrer Ruhezeit im Stehen, jedoch im sogenannten REM-Schlaf (siehe unten) müssen sie zwingend liegen, da die Körperspannung so gut wie aufgehoben ist.
Pferde, die sich nicht hinlegen, können demnach keinen REM-Schlaf erleben und damit wird ihr Schlafbedürfnis nicht komplett gedeckt.
Fällt die Körperspannung aufgrund von Müdigkeit im Stehen aus, kommt es zur sogenannten „Pseudo-Narkolepsie“, das Pferd bricht zusammen.
Die Studienergebnisse von Dr. Wöhr erbrachten die Erkenntnis, dass Pferde im Stehen sogar in den Tiefschlaf gleiten können.Â
Tiefschlafphasen halten allerdings nur 1 bis 2 Minuten an.
Die Tiefschlafphase ohne REM-Bewegung der Augen konnte bei stehenden und liegenden Pferden gemessen werden.
Stehen Pferde während des Dösens oder des Tiefschlafs haben sie immer, wie auf dem Bild bei den braunen Stuten im Vordergrund zu sehen ist, ein Hinterbein angewinkelt (sie „schildern“).
Die sogenannte „Spannsägenkonstruktion“ der Hinterhand erlaubt es den Pferden in dieser Form mit minimaler Kraftanstregung  zu stehen, weil sie die Kniescheibe auf dem Rollkamm des Oberschenkelbeins fixieren können. Gleichzeitig sorgt der starke Fersen-Sehnen-Strang auf der Rückseite des Beins für Stabilität.
Zwischen diesen beiden Halterungen sind Ober- und Unterschenkel nun wie eine Spannsäge arretiert.
Alle paar Minuten wechselt das Pferd sein Standbein.
Aus dieser Stellung heraus können sie, obwohl die Aufwachphase länger dauert, als im REM-Schlaf, wenn Gefahr in Verzug ist, sofort durchstarten.
Laut Dr. Wöhr besagen die meisten wissenschaftlichen Theorien, dass die Non-REM-Phasen der Energieerhaltung und Erholung des Nervensystems dienen, da in ihnen das Gehirn ruht.
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REM (Rapid-Eye-Movement / Schnelle-Augen-Bewegungs)-Phase
Stadium IV:Â REM-Schlaf
Messdaten:
- EEG / Hirnströme:
Theta-Wellen 4-7 Hz Sägezahnwellen
(niedrige Wellenlänge, hohe Amplitude über einige Sekunden) - EOG / Augenbewegung:
Rapid-Eye- Movement REM (schnelle Augenbewegung) - EMG /Muskeltonus:
Atonie (Erschlaffung), niedrigste Amplitude
Da hier die Muskelspannung am Niedrigsten ist, liegen die Pferde in dieser Schlafphase mit aufgestütztem Kopf in Brustlage oder flach auf der Seite.
In der REM-Phase durchleben wir Menschen unsere Träume und auch die Messwerte der Pferde lassen darauf schließen, daß Pferde in dieser Phase träumen.
Es konnten Laufbewegungen und zum Beispiel Bewegungen der Ohren beobachtet werden
Während der REM-Phase sollen sich laut wissenschaftlicher Theorie emotionale Prozesse regulieren, weil Menschen in ihren Träumen Erlebnisse verarbeiten.
Ob dies bei Pferden auch der Fall ist, ist offen.
Auch gibt es keine wissenschaftlich belastbaren Ergebnisse, dass bei Pferden, wie es bei Menschen der Fall ist, Erlebtes und Erlerntes sich in dieser Phase festigt und verarbeitet wird.
In der REM-Phase ist zwar die Körperspannung sehr gering, aber die Tiefe des Schlafes ähnelt eher der des leichten Schlummers also dem Stadium II, damit ist das Pferd bei Gefahr sofort hellwach und kann dadurch notfalls sofort aufspringen, flüchten oder sich verteidigen.
Da es sich aber erst Hochstemmen muss, nehmen Pferde diese Schlafstellung nur ein, wenn sie sich sehr sicher fühlen.
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auch interessant
 im 2. Teil des Artikels erfahren Sie
„Was Pferden den Schlaf raubt„
Kai-Uwe Güntner LMU München „Polysomnographische Untersuchung zum Schlafverhalten des Pferdes“ Link.
Bild mit schlafendem Fohlen flickr/again&again&again
...und DEINE Meinung?