Â
Das Mädesüß:
Heilpflanze und Genuss für die Sinne
Wahrscheinlich hat es jeder schon einmal gesehen oder seinen betörenden Duft nach Honig, Mandeln und Vanille gerochen oder hat sie sogar auf seiner Koppel stehen:
das echte Mädesüß (Filipendula ulmaria, früher Spiraea ulmaria), das bis zu 2 Meter hoch werden kann, ist eine wunderschöne Pflanze,  aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), die überall in Europa heimisch ist.
Man findet die Pflanze auf fruchtbaren und feuchten Wiesen, an Gräben und Bachufern und in Erlen-Eschenwäldern.
In manchen Gegenden heißt das Mädesüß auch Wiesenkönigin, ebenso in Frankreich: la Reine-des-près.
Inhaltsstoffe des Mädesüß und seine Verwendung als Heilpflanze
Inhaltsstoffe
Bereits die Kelten sollen Mädesüß (Filipendula ulmaria) als Heilpflanze geschätzt haben
Mädesüß enthält unter anderem ätherisches Öl (mit etwa 75 Prozent Salicylaldehyd), Phenylglykoside (Glykoside des Salicylaldehyds und des Salicylsäuremethylesther), Benzylalkohol, bis zu fünf Prozent Flavonoide sowie etwa 20 Prozent Gerbstoffe und Zitronensäure, außerdem ein schwach giftiges Glykosid, das bei hoher Dosierung Kopfschmerzen auslösen kann.
Die schmerzstillenden, antientzündlichen und antirheumatischen Eigenschaften der Droge beruhen auf der Wirkung der Salizylsäure.
Salicylsäure hemmt im im Körper die Entstehung des Prostaglandins, dass als Schmerzbotenstoff das Schmerzempfinden verstärkt.
Deren Wirksamkeit wird durch die Gerbstoffe und Flavonoide unterstützt.
Der enthaltende Gerbstoff Ellagitannin sorgt zum Beispiel dafür, dass Schleimhäute geschützt werden. Zudem wirkt er antioxidativ.
Was wenig bekannt ist ist, daß Aspirin dem Mädesüß seinen Namen zu verdanken hat:
bevor der Wirkstoff des Aspirins Acetylsalizylsäure synthetisch hergestellt werden konnte, wurde sein pflanzlicher Vorläufer Salicylaldehyd aus den Blüten des Mädesüß gewonnen.
Früher wurde das Mädesüß botanisch den Spiersträuchern (Spiraea) zugeordnet =Â
A wie Acetyl und spirin aus Spiraeasäure gibt Aspirin.
Heilwirkung
Die Inhaltsstoffe des Mädesüß, wobei die Blüten den höchsten Wirkstoffanteil haben, wirken:
- entzündungshemmend
- schmerzlindernd
- adstringierend, also die (Schleim-) Häute zusammenziehend
- schweißtreibend
- leicht antimikrobiell
- antioxidativ (Abfangen freier Radikale, also zellschädigender Verbindungen)
- antirheumatisch
Verwendung
Schulmedizinisch anerkannt ist die Verwendung von Mädesüß-Blüten und -Kraut zur begleitenden Behandlung von Erkältungskrankheiten.
Erfahrungsmedizin
Bei leichten Gliederschmerzen, Rheuma oder Arthritis zur Schmerz- und Entzündungshemmung.
Als harntreibendes Mittel fördert Mädesüß die Durchspülung von Blase und Nieren.
Als begleitende Behandlung bei Blasen- und Nierenleiden in Kombination mit seinen schmerz-, entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften zu empfehlen.
Mädesüß ist ein mildes Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden wie Übersäuerung, Sodbrennen, Völlegefühl, Blähungen oder Durchfall.
Daher rührt auch ein weiterer, wenig poetischer Name der Königin Stopparsch .
In Russland und anderen Ländern verwendet man die Heilpflanze auch äußerlich für Verletzungen, da lokal schmerzstillend.
Auf offenen Wunden, wohl eher nicht zu empfehlen, aber für Prellungen könnte ich mir einen Umschlag aus zerstampftem Mädesüß gut vorstellen.
Kann ich mir auch gut bei Pferden eventuell in Kombination mit Weidenblättern – und / oder -Rinde vorstellen zum Beispiel bei leichten Prellungen oder angeschwollenen Sehnen oder Gelenken vorstellen.
Hat da jemand Erfahrungen mit?
Zubereitung eines Tees
1 Esslöffel Erwachsene (Kinder ab 1 Jahr 1 Teelöffel) Mädesüß-Blüten/-Kraut mit einer Tasse kochendem Wasser überbrühen.
10 – 20 Minuten ziehen lassen, abseihen.Â
Über den Tag verteilt können mehrere solcher Tassen getrunken werden. (Kinder 3 Tassen).
Die mittlere Tagesdosis für Erwachsene liegt bei 2,5 bis 3,5 Gramm Mädesüß-Blüten oder vier bis fünf Gramm Mädesüß-Kraut.
Der Tee sollte möglichst heiß getrunken werden, weil dies die schweißtreibende Wirkung fördert.
Die Kombination von Mädesüß mit anderen schweißtreibenden Heilpflanzen bei der Teezubereitung ist sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern eine gute Idee.
 So hilft zum Beispiel eine Mischung mit Linden- oder Holunderblüten bei fieberhaften Erkältungen.
Mädesüß für Pferde
Dosis:
20 (Shetty) – 50 g (Warmblut) pro Tag maximal 6 Wochen am Stück
Das Kraut einfach ins Futter geben.
Verabreichung als Tee geht auch, ist aber nicht notwendig, macht aber schön warm.
Unterstützung bei Erkältungen (Pferd im Winter dann eindecken).
Ein Versuch ist es wert, Mädesüß nicht nur bei Erkältungen oder Schmerzen zu verabreichen, sondern aufgrund seiner milden Wirkung bei Magen-Darm-Problemen auch bei Magenbeschwerden, Blähungen, Kotwasser und ähnlichen Geschichten zu geben.
Vermag natürlich bei starken Beschwerden nicht die „Spezialisten“ wie zum Beispiel Gastroguard zu ersetzen, aber bei kleineren Unpässlichkeiten sicher gut zur Unterstützung geeignet.
Vorsichtig bei Pferden, die zu Verstopfung / Obstipation neigen „Stopparsch“ 😉 😀  .
Salicylsäure wird bei Pferden innerhalb einer Stunde im Organismus abgebaut, deswegen macht Mädesüß keinen Sinn bei Gelenkproblemen, ist jedoch bei leichtem Fieber, leichten Schmerzen und zur Blutreinigung zu empfehlen.
Gut in Kombination mit Weidenrinde (Mischung 1:1), welche auch Salizylsäure enthält, aber im Körper langsamer abgebaut wird.
Hinweis:
Diverse Firmen bieten für Pferde Mädesüß (oder andere Kräuter) häufig auch in Kombination mit Weidenrinde als Futterzusatz an:
es sollte jedoch auf gute Qualität der Kräuter geachtet werden, denn sonst kann man sich die Gabe gleich sparen oder es sind sogar gesundheitliche Probleme (Leber!) bei Kräutern aus dubiosen Quellen zu befürchten (Kräuter aus China zum Beispiel sind häufig stark durch Pestizide und Schwermetalle belastet).
Eine hohe Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit wird durch die sogenannte Arzneibuchqualität gewährleistet.
Erhältlich sind solche Qualitäten bei guten Lieferanten zum Beispiel Deganius oder in der Apotheke.
Mädesüß selber sammeln
Die Wirkstoffe sind auch in den getrockneten Blüten und im Kraut eigentlich gut stabil, aber der Gehalt der Inhaltsstoffe ist im Gegensatz zu Kräutern aus dem Anbau für medizinische Anwendungen nicht garantiert und nicht standardisiert.
Nebenwirkungen
Wie bei allen Medikamenten: eine dauerhafte Anwendung nur in Absprache mit Arzt, Tierarzt oder Heilpraktiker.
Sofern keine Überempfindlichkeit gegen Salizylsäure besteht, ist Mädesüß bei Einhaltung der empfohlenen Dosis aber gut verträglich.
Als Nebenwirkungen der Salizylsäure können bei Überdosierung und dauerhafter Gabe jedoch unter anderem auftreten:
allergische Reaktionen, Blutungsneigung, Bronchokonstriktionen (Asthma bronchiale), Magenschleimhautschädigung mit Blutungen, in Einzelfällen Leberschädigung.
Auch Harnsäureretention (Harnsäure verbleibt im Körper), Hyperurikämie (Erhöhung des HarnsäureÂspiegels im Blut) und Nierenschädigungen wurden beobachtet.
Die Dosis macht das Gift!
Mädesüß in der Küche
Mit ihrem feinen Aroma nach Honig, Vanille und Bittermandel sind Mädesüß-Blüten eine feine Ergänzung zu Süßspeisen.
Einfach die Blüten dazugeben oder in wenig Wasser einweichen und das Wasser verwenden.
Die Blätter des Mädesüß können für Salate, aber auch als Würzkraut für Fisch- und Wildgerichte verwendet werden – erhöht die Verdaulichkeit.
Die Blätter kochen und ähnlich wie Spinat zubereiten.
Die Blüten lassen sich leicht trocknen, sind lange haltbar und das Aroma intensiviert sich noch, wenn sie trocken sind.
Die Stauden hängend trocknen und dann dunkel und trocken aufbewahren.
Und hier gilt im Gegensatz zur Anwendung als Arzneimittel:
sie können unbedenklich gesammelt werden, wenn man sie nicht gerade an einer viel befahrenen Straße oder in der Nähe eines gespritzten Felds aufliest.
Exkurs:
Wussten Sie, dass auch Olivenblätter eine fast wunderbare Wirkung besitzen – für Mensch UND Pferd?
HIER gibt es ein paar Information dazu.
Mädesüß-Sekt
5 Liter Wasser
Saft von 5 Zitronen
100ml Apfelessig
1 Kilo Zucker miteinander vermengen
15-20 Blütenrispen hineingeben und bedeckt an einem warmen Ort ein paar Tage stehen und gären lassen
Kalt genießen
Mädesüß-Sirup
30 Blütenrispen
3 l Wasser oder Rum, Cocnac
3 kg Zucker
3Â Orangen in Scheiben geschnitten
60 g Zitronensäure
Das Wasser, Rum oder Cocnac mit dem Zucker aufkochen bis sich der Zucker gelöst hat, die Zitronensäure zufügen
Die Mädesüßblütenrispen waschen , abtropfen und mit dem Zuckersirup aufgießen, die Orangenscheiben hinzufügen und mindestens 24 Stunden ziehen lassen
Den Sirup abfiltern und in Flaschen abfüllen.
lecker auf Eis, mit Sekt aufgegossen, auf Pudding
In Frankreich oder Belgien wird Mädesüß viel in der süßen Küche verwendet
Mädesüß-Sorbet
3 EL Mädesüßblüten , getrocknet oder frisch
60 ml Trinkwasser
60 g Traubenzucker
1 Bio-Zitrone, Saft verwenden
300 ml Apfelsaft
300 ml Cidre
Blüten gemeinsam mit Wasser, Zucker und Saft einer Zitrone kurz aufkochen
anschließend mit einem Deckel zugedeckt erkalten lassen.
Abseihen.
Mit dem Apfelsaft vermischen.
Flüssigkeit in einen gefriergeeigneten Behälter geben und in den Gefrierschrank stellen.
Nach einer Stunde mixt man die Masse mit einem Stabmixer auf und stellt sie zurück in den Gefrierschrank.
Diesen Vorgang wiederholt man stündlich, bis das Sorbet cremig durchgefroren ist, was ca. 4 Stunden dauert.
Sorbet mit etwas Cidre in Gläsern anrichten
Sofort servieren.
Gut als Zwischengang oder Abschluss bei schweren Gerichten.
Verwendest du die Königin für dein Pferd, für dich oder in der Küche?
Es gibt noch so viele Rezepte und Anwendungen für das Mädesüß:
Kennst du welche und magst sie mit unseren Lesern und uns teilen?
Wir würden uns sehr darüber freuen!
gerne teilen!
[mashshare]
auch interessant
Facebook u. Google Blüte vor dunklem Hintergrund Von Andreas Trepte – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=975007,
Thumbnail Von Frank Vincentz – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 / https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2976454
Blüte mit Käfer und Staude vor grün Pininterest, beide Bilder pixabay / Hans,
Tee Fotalia / Tee mit Mädesüss Datei: #60050273 | Urheber: Heike Rau
Lana_SHON meint
Sehr interessant. Danke!
Karl-Heinz Brandt meint
Vielen Dank für den tollen Beitrag!
Ich habe etwas für unsere Community gefunden.
Das Reiterjournal hat mich via Newsletter informiert, dass es aktuell das Jahresarchiv 2023 kostenlos als Download gibt.
Vielleicht macht das hier ja den ein oder anderen, genauso glücklich wie mich.
Hier der Link: https://lp.reiterjournal.com/
Beste Grüße
Karl-Heinz