Du liebst Pferde und dein Traum wäre es, mit Selbstvertrauen und Freude zu reiten?
Du hattest vielleicht einen Reit-Unfall oder bist generell ein etwas vorsichtiger Mensch oder du bist Wiedereinsteiger nach einer längeren Reitpause?
Du willst gerne wieder reiten, aber deine Angst vor dem Reiten vermiest dir deine Freude daran?
Was du jetzt brauchst ist Unterstützung und Verständnis, aber ebenso die Freiheit dich auszuprobieren und dir die Hilfe zu suchen, die sich für dich richtig anfühlt.
Stattdessen erhälst du häufig Ratschläge, die zwar nett gemein sind, dir aber nicht wirklich weiterhelfen, sondern deine Unsicherheit eher schlimmer machen.
Erkennst du einige der folgenden No-Gos, häufig und reichlich von wohlmeinenden Reiterkollegen an ängstliche und nervöse Reiter adressiert?
Warum sie häufig mehr schaden als nutzen und was andere tun können um Dich WIRKLICH dabei zu unterstützen, Deine Angst zu überwinden erfährst du unten.
1. Steig einfach auf und reite los
Na ja, wenn es denn so einfach wäre, hättest du es doch schon lange getan, oder? Ich glaube, oft denken wohlmeinende Eltern,  sehr erfahrende und angstfreie StallkameradInnen oder Lebenspartner etwas „Schwung“ oder „just do it“ -Push könnte dich in den Sattel bringen, aber eher das Gegenteil ist der Fall:
statt genug Selbstvertrauen zu bekommen fühlt du dich unter Druck gesetzt und beschämt.
Klar kann man die Angst überwinden, aber zu welchem Preis?
Willst du dich wirklich aufs Pferd wagen, obwohl du starr vor Angst bist oder wäre es nicht besser Schritt für Schritt deine Angst abzubauen, so dass du das Reiten mit deinem Pferd wirklich unbeschwert genießen kannst?
2. Jeder kann dieses Pferd reiten, du musst dir wirklich keine Sorgen machen
Anscheinend glaube ich nicht daran, dass ich mir keine Sorgen machen muss, sonst wäre ich nicht kurz davor, mir vor Angst in die Hose zu machen 😳 .
Ich glaube ja, dass die Bemerkung aufbauend gemeint ist, aber in Wirklichkeit zieht mich die Tatsache eher herunter, dass ein Kind dieses Pferd locker reiten könnte.
Ängstliche Reiter neigen sowieso dazu, sich mit Verallgemeinerungen und Vergleichen verrückt zu machen, also nicht wirklich hilfreich diese Bemerkung, nein, nicht wirklich.
Es ist in Wahrheit nicht mein Wissen und meine Fähigkeiten, die mich davor zurückhalten auf dieses Pferd zu steigen, sondern meine Emotionen und meine tiefliegenden Zweifel und Phantasien, was alles passieren KÖNNTE.
3. Aber du bist solch ein guter Reiter, du siehst noch nicht einmal ängstlich aus
Ich danke dir für das Kompliment!
Du meintest es als Kompliment, oder?
Oder bist du nicht eher der Meinung, dass ein ängstlicher Reiter kein guter Reiter sein kann, denn wenn er gut reiten würde, wäre er nicht ängstlich.
Es gibt viele Reiter, die auf hohem Niveau reiten und die von Zeit zu Zeit mit Angstgefühlen zu kämpfen haben.
Tatsache ist: ängstliche Reiter haben häufiger Reitunterricht, sehen mehr Trainingsvideos und lesen mehr Horsemanship-Bücher, als ihre mutigeren Zeitgenossen, weil sie so sehr auf der Suche nach dem magischen Trank sind, der ihre Ängste in Luft auflösen lässt.Â
Obendrein kann der äußere Anschein trügerisch sein, denn ängstliche Reiter haben genug damit zu tun, mit ihrer Angst vor etwas zu kämpfen was sie lieben, um sich noch zusätzlich mit dem Druck auseinanderzusetzen, ob ein Außenstehender ihre Unsicherheit (oder Fähigkeiten) glaubt, versteht oder respektiert.
4. Verkauf dein Pferd und kauf dir einen „Professor“
Das kann unter Umständen ein vernünfiger Ratschlag sein, den du ernsthaft in Erwägung ziehen solltest, wenn du und dein Pferd nicht gut zusammenpassen.
Du machst euch BEIDE unglücklich, wenn du ein Pferd behältst, was ein Ferrari ist, wenn du doch eigentlich mit einem Skoda Kombi viel wohler fühlen würdest und dein Ferrari immer nur mit angezogener Handbremse geritten wird.
 Oder auch nicht, denn oft genug machst du mit deinen Ängsten dein neues super sicheres Pferd auch wieder nervös und unsicher. Pferde spiegeln ihren Reiter!
Wenn du dir unsicher bist, ziehe  jemanden Vertrauenswürdiges, am Besten einen erfahrenen Ausbilder hinzu und frag ihn, ob du mit deinem Pferd zusammenpasst und ob er eine Chance sieht, dass ihr irgendwann, eventuell nach einem Beritt, miteinander klar kommt.
Die Betonung liegt auf vertrauenswürdig, denn genug schwarze Schafe sind auf dem Pferdemarkt unterwegs, die dir das nächste Pferd und gerne jahrelangen Beritt und Unterricht verkaufen würden, die aber nicht das Ziel haben, dich von ihnen unabhängig werden zu lassen.
5. Die Wahrscheinlichkeit einen Verkehrsunfall zu erleiden ist viel größer, als von einem Pferd getötet zu werden.
Recht herzlichen Dank, dass du mich daran erinnerst, das Reiten ein gefährlicher Sport ist.
Nun hatte ich das gerade etwas verdrängt und jetzt geht mir das nicht mehr aus dem Kopf.
Gut gemacht!
Du hast gehofft, mich damit zu beruhigen?
Pustekuchen, jetzt sterbe ich wieder tausend Tode, während mir 1000 unlogische Situationen einfallen, was einem beim Reiten alles passieren kann 🙄 …
Aber wie können Freunde, Familie und Reitlehrer WIRKLICH einen ängstlichen Reiter unterstützen?
1. Erinnere mich daran, warum ich Pferde und das Reiten liebe
Wenn ihr über die Dinge sprecht, die wirklich toll am Reiten sind, könnte ich mich viel mehr auf diese Tatsache konzentrieren, statt ständig darüber zu grübeln, was passieren KÖNNTE..
2. Biete dich an, ein Video zu drehen, während ich reite
Es ist toll, moralischen Beistand dabei zu haben und ich kann mir hinterher das Video ansehen, um mir selbst klar zu machen, was gut und was nicht so gut gelaufen ist.
3. Begleite mich zu einem Yoga-Kurs oder zu einem Meditations-Seminar
Sich auf das Atmen zu konzentrieren, während die Steifheit und Anspannung aus meinem Körper schwindet, wird sowohl meiner Laune als auch meinem Reiten gut tun und dasselbe gilt natürlich ebenso für dich 🙂   .
4. Hilf mir den Ort zu finden, wo ich mich sicher fühle und dann unterstütze mich dabei, diesen Rahmen zu erweitern
Es kann sein, dass ich die Ursache meiner Ängste nicht genau beschreiben kann oder was sich gut oder schlecht für mich anfühlt, bis ich es ausprobiert habe.
Unterstütze mich dabei, Dinge mit meinem Pferd zu tun, bis ich mich darin sicher fühle, um dann, wenn es sich gut für mich anfühlt, Schritt für Schritt weiter zu gehen.
Zum Beispiel eine Zeit lang nur Schritt zu gehen und nur ein bisschen zu traben oder nur in der Reithalle oder auf dem Platz zu galoppieren und im Gelände gar nicht.
Egal: jeder unsichere Reiter muss seine eigenen Grenzen ausloten:
Hilf ihm dabei!
5. Erzähl mir einen Witz und lach mit mir
Studien haben gezeigt, dass Lachen den Blutdruck senkt, Endorphine freisetzt und den Kreislauf anregt.
Angst verschwindet beim Lachen, also hilf mir, die komische Seite des Lebens zu sehen und unterstütze mich dabei, meine Anspannung wegzulachen.
Lachen ist tatsächlich die beste Medizin gegen flatternde Nerven:
im normalen Leben oder auf dem Pferd 🙂 .
Was habe ich in der Auflistung vergessen?
Hast Du noch weitere Tipps, wie man Angst beim Reiten in den Griff bekommen kann?
Lass es uns wissen!
Wir sind gespannt auf Deine Erfahrungen!
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Dina meint
Super Tipps 🙂 Früher hat mein Reitlehrer mich immer meinen Lieblingssong summen lassen, als ich aufs Pferd steigen sollte. Das hat mir in meiner Anfangszeit enorm weitegreholfen und mich total beruhigt 🙂
LG
Dina
Anni meint
Das ist zu 100 % das, was ich momentan beim Ausreiten durchmache. Sätze wie „der macht doch garnichts“ oder “ du kannst doch reiten, wo ist denn das Problem“ machen mich wahnsinnig und frustrieren mich, da einfach keiner auch nur einen Ticken Empathie zeigen kann.
Ich habe es früher geliebt, auszureiten aber seit dem ich in dem neuen Verein bin, in dem ich mich eigentlich wohl fühle, würde ich am liebsten jedes mal wieder nach Hause fahren, wenn es heißt, wir reiten aus. Mich nervt es einfach, dass man im Schweinsgalopp durch den Wald jagen muss, anstatt einfach ruhig und gesittet zu galoppieren. Dass sich das die Pferde irgendwann aneignen, ist ja kein Wunder.
Daher finde ich das, was du oben geschrieben hast, komplett nachvollziehbar und so geht es mir tatsächlich auch!!
Kurt meint
Es ist schön, dass man nicht damit alleine ist. Meine Familie reitet nicht und kann sich nicht in mich hineinversetzen und ich weiss nicht, was mit meinen Freunden ist, doch die helfen mir 0 weiter. Sprüche wie ,,Dann ist Reiten halt nicht der Sport für dich‘‘ oder ,,entweder du traust dich, oder du hörst einfach auf!‘‘ machen mich extrem traurig.